Vorwort

Vor meinem Fenster geht mal wieder ein Regenschauer nieder, wie so oft in diesen Tagen. Wasser ist eigentlich kein wirkliches Thema im Augenblick, schon gar nicht die Frage nach Wassermangel. Und doch weiß ich, dass bereits eine mehrwöchige Dürreperiode auch in unseren Breiten das Wasser knapp werden lässt. Es ist noch nicht so lange her, dass im Ried der Rheinebene die Häuser Risse bekamen, weil der ausgedörrte Boden sich senkte.

Wie viel mehr ist die Sorge um Wasser berechtigt in Regionen, die über weite Landstriche hin Wüsten sind. Hier weiß man um den Wert des Wassers, das Wort „Wasser des Lebens“ ist dort mehr als eine Floskel. Deshalb gibt es unter Wissenschaftlern und Politikern die nicht unbegründete Befürchtung dass die Kriege der Zukunft um Wasser geführt werden, nicht mehr um Gold oder Öl. Unsere biblischen Texte des Alten und Neuen Testaments sind von der trockenen Landschaft geprägt, in der sie entstanden sind.

Das Staunen über die wenigen Wassertropfen in der Wüste, als Mose Wasser aus dem Fels schlägt, wird ausgedrückt in dem Bild vom reichen Wasserstrom, der sich ergießt. Oasen in der Wüste, wie etwa die Davidsquelle am Toten Meer, haben eine besondere Wirkung, die fast mystisch erlebt wird. Das Hohelied, in dieser Umgebung entstanden, verbindet das Wasser mit der tiefsten Sehnsucht des Menschen, mit der Sehnsucht nach Liebe.

Wo der Jordan die Wüste durchschneidet, bekommt er eine besondere Bedeutung. Die Taufgeschichten Jesu und Johannes des Täufers haben hier ihre Heimat. Zugleich aber bildet er auch eine Grenze, die überwunden werden muss oder der Ereignisse voneinander trennt. „Über den Jordan gehen“ ist in unserer Sprache umgangssprachlich eine Aussage über den Tod. Und doch hat dieses so leicht dahin gesprochene Wort wohl seine tiefe Beziehung zur Erzählung von Elia, der über den Jordan geht, um von Gott aufgenommen zu werden.

Dass die Gemeinschaft von Qumran mitten in der Wüste am Toten Meer gerade rituelle Waschungen zum Teil des religiösen Alltags machte, überrascht nur auf den ersten Blick. In der ausgetrockneten Umgebung wusste man etwas über die lebensspendende Kraft des Wassers.

In Liturgien, Predigten, Meditationen haben die Verfasserinnen und Verfasser der hier vorgelegten Texte ganz unterschiedliche Facetten der Erfahrungen mit Wasser beschrieben und für Gottesdienste oder Gemeindeveranstaltungen verfasst.

Hans-Georg Vorndran hat, wie auch bei allen vorherigen Heften, das Layout gestaltet und das Bildmaterial für dieses Heft der Reihe „Gottesdienst in Israels Gegenwart“ ausgewählt und für die Veröffentlichung bearbeitet.

Die Texte sind über das ganze Kirchenjahr hin zu verwenden, auch wenn wir sie hier aus Anlass des 10. Sonntags nach Trinitats, dem „Israelsonntag“ vorlegen. Es wäre schön, wenn Sie in diesem Heft manche Anregungen für Ihre Gemeindearbeit finden würden.

Heppenheim, im Juni 2005,
Für den Evangelischen Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau,
Ulrich Schwemer, Pfarrer

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